Montag, 17. November 2008
Sch'ti - Gesundheit für die Seele Geschrieben von Cujau
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23:20
Kommentare (0) Trackbacks (0) Sch'ti - Gesundheit für die SeeleDas ist mal ein Genesungsprogramm von den Alltagsdepressionen. "Willkommen bei den Sch'tis" (Regie: Dany Boon) ist zwar längst ein bekannter Kassenschlager in Frankreich, und in Deutschland sehen diesen Streifen auch täglich mehr. Doch man muss ihn sehen - MUSS! Das ist pure Therapie gegen den Trübsinn. Und dabei ist das alles nicht mal billiges Klamottenkino, sondern intelligenter Humor a la francaise. Und trüb beginnt der Film auch noch - mit dem grauen, kalten Norden. Hier gibt's eine stichhaltige Rezension.Für alle, die nicht lesen wollen, hier der Trailer und die folgende Aufforderung: reingehen! Dienstag, 23. September 2008
What Matters To Ramirez? Geschrieben von Cujau
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19:45
Kommentare (0) Trackbacks (0) What Matters To Ramirez?Stefan und Benjamin Ramirez - berühmt dank Youtube. Mit ihrem Film "What Matters To Me" haben die Zwillinge aus Thyrnau bei Passau bei der "Vancouver Film School", einer der bedeutendsten Filmhochschulen der Welt, ein 50000 US-Dollar Stipendium ergattert und werden jetzt noch berühmter als sie es ohnehin schon sind. Damit bekommen sie gleich eine recht ansehnliche neue Kulisse vor die Filmkamera - Vancouver im Westen Kanadas, an der Pazifik-Küste, vor der Kulisse der Rocky Mountains. Bei Youtube haben schon über 362 000 Seher ihren Zweiminutenfünfzig-Film geschaut. Es muss offenbar so eine Art Nerv treffen. Den der Unterhaltung in jedem Fall. Den der Medien auch, wie das Feuilleton-Magazin von 3sat belegt, das die Brüder kurzgefilmt hat. Deswegen gibt's den hier jetzt zu sehen. Hier gibt's noch einen hübschen Animationsfilm der Ramirez-Brüder: Im Blog der Vancouver Film School gratuliert man derweil schon mal den Siegern aus Deutschland. Da darf man dann schon mal vorweg fragen: What matters to Ramirez-Brothers? Like Coen-Brothers? Why not. Mittwoch, 28. Mai 2008
Cruise auf die lange Bank verschoben Geschrieben von Cujau
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08:04
Kommentare (0) Trackbacks (0) Cruise auf die lange Bank verschobenAlso was denn jetzt? Seit zwei Monaten steht fest, der Stauffenberg-Streifen des US-Regisseurs Bryan Singer ("X-Men", "Die üblichen Verdächtigen", "Superman Returns") "Walküre" über das Attentat von Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Adolf Hitler mit Tom Cruise in der Hauptrolle wurde auf Februar 2009 verschoben. Auf der eigenen Film-Webseite wird auf den 5. Februar verwiesen. Andere Webseiten wie "Movieweb" vermelden den Filmstart für den 13. Februar 2009. Das ist ein bedeutender Tag für die Amerikaner, der so genannte "President's Day", an welchem der großen Präsidenten George Washington und Abraham Lincoln gedacht wird, an jedem dritten Februar-Montag. Cruise wurde also sanft auf die lange Bank verschoben. Wegen der Geschichte. ![]() Start: 5. Februar 2009? Eigentlich war der Start des Films für diesen Sommer geplant. Die Trailer des Streifens weist nach wie vor darauf hin. "Sommer 2008". Nun ja. Der erste Verzug meldete dann den für Deutschland glorreichen 3. Oktober als neuen Termin; den geschichtsträchtigen Tag der deutschen Einheit. Doch der verstreicht jetzt ohne einen der gloerreichen deutschen Geschichtshelden; ohne Stauffenberg. ![]() Start: Sommer 2008? 5. Februar 2009? Web-Fotos (2): cujau.de Vom 5. Februar 2009 redet plötzlich auch niemand mehr; außer die Film-Webseite. Die wiederum verwirrt, weil sie ja den Start für diesen Sommer ankündigt. Mag man bei MGM das eigene Produkt plötzlich nicht mehr? Zumal ja noch andere bedeutende Filmheroen wie beispielsweise Kenneth Brannagh mitwirken. Tja, die Trailer sind gedreht. Die können jetzt kaum zurückgespult werden. Was zurückgespult wird, ist der Film, den viele Kritiker auch als Werbestreifen für die Scientology-Sekte betrachten. Nun ja, das geht wohl an der Realität vorbei, denn da gab es andere Werbespots wie den in den 90ern mit John Travolta produzierten Streifen "Phaenomenon". Das war reinste Scientology-Werbung. Bei "Walküre" sieht das weit weniger danach aus. Nur weil Cruise mitspielt, ist das noch lange kein hinreichender Grund für diesen Verdacht. Sicher, schaden wird der Streifen Scientology auch nicht. Das PR-Desaster, das schon während der Dreharbeiten wegen Cruises führender Mitgliedschaft bei Scientology, ist für Cruise und Co. hat sich längst verselbstständigt und kann schwer noch krisenmanagementhaft eingedämmt werden. Niemand kann derzeit garantieren, ob der letztgenannte Termin 13. Februar im nächsten Jahr auch gehalten wird. Vorausahner meinen gar, der Film käme nie ins Kino. Na mal sehen, bleiben wir gespannt. Donnerstag, 15. Mai 2008
Jesus Christ Kinski Geschrieben von Cujau
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08:10
Kommentare (0) Trackbacks (0) Jesus Christ Kinski
Ab heute gibt's Klaus Kinski wieder mal im Kino; diesmal mit dem Film "Jesus Christus der Erlöser". Der 20. November 1971 wird wieder massiv lebendig durch den Exzentriker der Kinowelt. Kinski wollte vor Publikum seine Version des Jesus Christus rezitierend darbieten. Das Publikum hatte einen Diskussions-Abend erwartet. Kinski lehnte das ab; ihm ging es um Theater im ureigenen Sinn des Wortes. Was folgte, war eine Pfiffe speiende Menge; ein Spektakel von kinskischem Ausmaß-Trauma; Regisseur Werner Herzog (Nosferatu, Fitzcarraldo, Mein liebster Feind) hätte seine helle Freude daran gehabt.
![]() Filmplakat Quelle: kinski.de Diesen Film jedoch hat er, anders als viele andere mit Kinski, nicht zusammengestellt, sondern Regisseur Peter Geyer. Mithilfe aller verfügbaren Bild- und Tondokumente des Abends entstand erstmals ein so hautnaher Eindruck der Live-Situation und schafft damit das außergewöhnliche Zeugnis mit diesem Ausnahmemenschen - Jesus Christ Kinski. Hier erzählt Geyer, wie er auf die Idee zu dem Film kam, der heute in den Kinos - in Berlin im Cinema Paris (Berlin-Charlottenburg), im Kino International (Berlin-Mitte), im Kino Eiszeit (Berlin-Kreuzberg) - und in elf weiteren Kinos in Deutschland. Mittwoch, 14. Mai 2008
Rostcharme am Ostkreuz Geschrieben von Cujau
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09:00
Kommentare (0) Trackbacks (0) Rostcharme am Ostkreuz
Am Ostkreuz rostet es. Das weiß der Berliner. Bis 2016 soll hier ein völlig neuer Bahnhof entstehen.
Ich kenne Ostkreuz mein ganzes Leben lang; hier stieg ich in die S-Bahn-Züge ein, um nach Rummelsburg oder Karlshorst zu gelangen; um zum Alexanderplatz oder bis zur Friedrichstraße zu fahren, um zum Bahnhof Zoo zu gelangen. Ostkreuz, das sie irgendwann Rostkreuz tauften, ist das letzte lebendige Bahnmuseum Berlins mit dem Wasserturm als Wahrzeichen; mit S-Bahnen aus Norden, Süden, Osten, Westen, mit den Eisenbrücken, zusammengehalten von dicken Nieten, mit einem ersten Blick auf den Fernsehturm. "Laura Geiger und Tom Kretschmer haben", so findet das Hauptstadtblog, "eine wunderbare Dokumentation über das Ostkreuz gedreht, die mit gefühlvoller Musik die besondere Stimmung an diesem Bahnhof einfängt." Sie ist achteinhalb krzweilige Minuten lang. Bei "netzturbine" kullern teilweise dicke Tränen über das Verschwinden von so viel Charme und kuschliger Vergangenheit bis zu den "Punks in der Sonntagstraße". Deshalb gibt's jetzt auch hier den Film mit viel Rostcharme und viel Quietsch-Musik: Wie das neue Ostkreuz ohne Rost mal aussehen soll, darf hier schon mal betrachtet werden. Ein Fotoalbum über (R)Ostkreuz gibt's beim Ostkreuz-Guide. Mittwoch, 23. April 2008Wo ist OBL?
Wo ist Osama bin Laden? Das fragt sich nicht nur die Welt, sondern zuvorderst US-Regisseur und Doku-Filmer Morgan Spurlock, der bekannte Selbsttester aus dem Fastfood-Film im Michael-Moore-Format "Super Size Me".
Spurlock fragt also, wo in der Welt ist der gefährlichste Terroristenanführer Osama Bin Laden, und wir dürfen ihn auf seinem weltweiten Weltrettungstrip begleiten "Where in the world is Osama bin Laden?". Ob in Ägypten, in den afghanischen Höhlensträngen von Tora Bora, in Marokko oder im Irak unter anderen Suchern wie der US-Armee - er will ihn finden. Vielleicht gibt es ihn aber gar nicht; am Ende ist er nur eine Illusion. Spurlock führt uns vor, wie wir bisher gesucht haben; reichlich erfolglos nämlich. Doch Spurlock behält dabei den Witz und Humor als Triebfeder seiner Suche bei und hält uns den Spiegel vor. Auch den, uns vor Angstpsychosen medial vollgepumpt einzugraben, statt rauszugehen und mit den anderen Kulturen einfach mal ein Gespräch anzufangen. Paradoxerweise verbiegen sich beinahe alle Gesprächspartner in diesen Ländern vor Lachen, wenige erschauern vor Spurlocks Frage, die er zuweilen ganz beiläufig ungefähr mal so stellt, nachdem er sich etwa die Ingredenzien einer Hautcreme erklären ließ: "Wissen Sie, wo Osama Bin Laden ist?" Oder wie es spukt, wenn Spurlock in eine Höhe hineinruft: "Juhuu, Osama!" Da muss der große Terrormann schlottern, weil er ja nun erwischt ist. Oder doch nicht?! Wir reisen während dieser Dokumentation, die in den USA gerade anläuft und in Deutschland allerdings erst Anfang November zu sehen ist, mit Spurlock um die ganze, fürchterliche, terroristische, islamistische Welt mit und fallen dabei selbst von einer Lachnummer in die nächste; selbst als an vorderster Front mal Granaten einschlagen. Um Spurlock brauchen wir uns keine Sorgen machen; der hat ein solides Überlebenstraining absolviert und weiß genau, dass man sich bei Handgranaten entgegengesetzt der Wurfrichtung hinwerfen und die Hacken an den Boden pressen muss. Spurlock wird zum Spürhund durch die Kulturen. Was für ein Spaß in dieser kriegerischen Umgebung, in welcher er sein Thema ansiedelt. Spurlock macht den wichtigsten US-Kriegsgrund seit 2001 zum Comedy-Clip und führt CIA und FBI und die Bush-Administration vor. "Wir müssen überall Humor finden, denn da, wo Humor ist, ist auch Menschlichkeit. Und in dem Film ist viel Menschlichkeit", sagt Spurlock in einem Making-of-Interview über sein neuestes Werk. Man sollte sich den 6. November offenbar mal vormerken. Hier schon mal der Trailer: Für den, der will, gibt's hier die ersten fünf Minuten: Freitag, 18. April 2008
Tragödie nach Coen-Art Geschrieben von Cujau
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14:06
Kommentare (0) Trackbacks (0) Tragödie nach Coen-ArtEs besteht noch Hoffnung für uns. Im gesegneten Alter von 84 Jahren landet Regie-Altmeister Sidney Lumet ("Die 12 Geschworenen") einen Volltreffer der Extraklasse. Tödliche Entscheidung heißt der Streifen aus seiner Altersweisheit und den finsteren Tiefen der menschlichen Gier. Lumet präsentiert alles, was ein Gauner-Thriller so bieten kann - rasante Bilder, Dramatik, Tragödie und eine verschachtelte Handlung. Zwei Brüder Andy (Philip Seymour Hoffman) und Hank (Ethan Hawke) können ungleicher nicht sein. Eines eint sie jedoch: sie brauchen Geld und zwar dringend. Hank ist notorisch klamm und kann den Unterhalt für seine Tochter nicht aufbrinbgen, weswegen ihn seine Ex-Frau bei jeder sich b ietenden Gelgenheit demütigt. Andy will endlich das Geld für einen Neuanfang einer Immobilienfirma in Rio de Janeiro auftreiben. Ihre ständige Konfrontation mit der Realität lassen sie zu Flüchtigen aus der Gegenwart in eine Traumwelt werden. Dem skrupelloseren von beiden, Andy, fällt die vermeintlich richtige Idee ein. Ein Juwelierladen soll überfallen werden, alles Geld der Woche wird einkassiert nebst der Brillianten und anderen Schmuckelemente. Alles eine sichere Sache, alles ganz einfach. Denn der Laden wird von zwei alten herrschaften geführt, die gelegenltlich von einer Freundin unterstützt werden. Eben nur gelentlich. Denn am Tag des Überfalls ist alle anders. Und noch etwas ist anders: Das Geschäft gehört den Eltern der Brüder. Einfach scheint es zu gehen, keiner kommt zu Schaden, keiner erleidet einen Verlust, alle gewinnen. Nach dem Überfall werden die Ladenbesitzer von der Versicherung entschädigt. Ein todsicheres Ding eben. Soweit der Plan. Dann geht alles schief, was nie schief gehen sollte. Schäden gibt es in Hülle und Fülle, es fließt Blut, bitteres Blut, denn es fließt familiäres Blut. Eigenes Blut. Die Blutsbrüder Andy und Hank haben mit ihrem kleinen Plan ein Blutbad hervorgezaubert. Lumet versteht es glänzend, aus dem so simplen Gaunerplan eine hochamüsante wie unterhaltsame Tragödie werden zu lassen. Feingeistige Verweise enthüllen dabei unaufdringlich doch unübersehbar die sozialen Ursachen des persönlichen Scheiterns. Dazu braucht es keine hektischen Schnitte, keinen dröhnenden Musikkrach, keine ausufernden Gewaltsequenzen. Sidney Lumet setzt auf kluge Dialoge, Bilder, die das Geschehen nicht nur einfach spiegeln, sondern mit geschickten Schlüsselmomenten vorantreiben, und – allem voran – exzellenten Schauspielern. Alles kreist um die These, dass die handelnden Männer die Frauen wie auch alten Menschen heillos unterschätzen. So beginnt der Alptraum mit einem gezielten Frauenschuss und endet auch genau damit. Vielen Kritikern drängeln sich Vergleiche mit Filmen wie "Matchpoint" von Woody Allen oder "The Million Dollar Baby" auf. Das "Yorcker" Filmmagazin aus Berlin schreibt zu dem Film: Im Original heißt der Film Before the Devil Knows You’re Dead. Der Titel wurde einer irischen Volksweisheit entlehnt: May you be in heaven half an hour, before the devil knows you’re dead. Dem entsprechend macht Lumet dem Publikum die Hölle mit einem Thriller der Extraklasse heiß – und versetzt es ins Paradies wirklicher Kinokunst. Mir drängt sich nur ein Vergleich auf - der zu dem Oscar-Streifen der brillianten Brüder Ethan und Joel Coen "Fargo". Ein Ehemann braucht dringend Geld, heuert zwei mittelmäßige Gangster an, die seine Frau entführen sollen, damit der schwerreiche Schwiegervater sein Töchterchen auslöst. Von dem Lösegeld von 80000 US-Dollar sollen die Klein-Ganoven auch etwas abbekommen - streng genommen die Hälfte, 40000 Dollar. Eine Farce. Ein Witz. Ein Witz ohne happyend, aber mit reichlich Pointen und Seitenhieben auf das amerikanische Kleinbürgertum. Einfach großartig. Blutig. Blutiger Schnee, wie der Untertitel ja besagte. Darin und in vielen anderen Dingen sind sich die Coen-Brüder und der betagte, aber herzerfrischend ironische Lumet einig. In der tiefsten Tragödie steckt immer noch reichlich Komik. Samstag, 5. April 2008
Hinab zum Meeresgrund Geschrieben von Cujau
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21:01
Kommentare (0) Trackbacks (0) Hinab zum Meeresgrund
Dieser Tage habe ich einen Film gesehen, für den man Kondition braucht. Nicht wie ein Sportler, sondern wie ein Mensch mit Schwächen. Schmetterling und Taucherglocke spielt weder in der Falter- noch handelt er von der Unterwasserwelt. Er handelt von uns, wenn wir in unserem eigenen Körper lebendig begraben sind.
Zugestoßen ist das dem ehemaligen Chefredakteur der französischen Lifestyle-Magazin Elle, Jean-Dominique Baubys. Nach einem Schlaganfall, der er 1995 während einer Autofahrt am Steuer sitzend erleidet und sein Sohn ihn auf dem Beifahrersitz miterleben muss, bleibt er drei Wochen im Koma, erwacht und realisiert, dass er nur noch wahrnehmen kann, selbst aber nach außen zu keiner Mitteilung mehr fähig ist. Er ist eingeschlossen, Mediziner sprechen vom "Locked-In-Syndrom". Nur seinen Kopf kann er leicht bewegen und sein linkes Auge. Das wird zu seinem Kanal nach draußen. Mit einer Logopädin kommuniziert er zwinkernd: einmal zwinken heißt ja, zweimal heißt nein, dauerzwinkern heißt Moment, nochmal, anders - kurz: Er spricht mit dem letzten verbliebenen Werkzeug, dem linken Augenlid. So fängt er an, über Buchstaben, die ihm die Logopädin diktiert, seine Geschichte zu diktieren. Jean Do, wie ihn die Ärzte nennen und grandios reduziert gespielt von Mathieu Amalric, verfasst auf diese Weise ein Buch - sein Buch aus dem Inneren seiner Gefangenschaft. Er zwinkert über 133 Taschenbuchseiten in zwei Monaten mit der Logopädin zusammen. Dieses Buch wird zur Vorlage des gleichnamigen Films, der durch den Filmemacher und Künstler Julian Schnabel großartige Momente schafft; auch weil sie einen physisch mitreißen, anpacken, quälen. Wer sieht schon gerne zu, wenn einem das rechte Auge einfach zugenäht wird. Schnabel bringt uns diese Erfahrung so sinnlich nahe, dass man beklemmt und zunehmend zugeschnürt zusieht. Es ist keine Schande, wenn einem in diesem Film der Drang ergreift, den Kinosaal verlassen zu müssen, weil man es nicht mehr aushält. Es ist keine Schande, wenn man weinen muss. Wir sinken hinab zum Meeresgrund des Lebens; eingeschlossen in einer Taucherglocke und können nur noch träumend als Schmetterling fliehen. Samstag, 5. April 2008
Über fünf Jahre oder über 4000 ... Geschrieben von Cujau
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20:32
Kommentare (0) Trackbacks (0) Über fünf Jahre oder über 4000 US-Tote später
Fünf Jahre oder gut 4000 tote US-amerikanische Soldaten später erinnerte die "Berliner Zeitung" in einer Reportage an den ersten toten US-Boy - eines ehemaligen Straßenkindes aus Guatemala, dessen Leben im Sand des Irak ein Ende fand; tragischer Weise durch eigene Kugeln: José Antonio Gutierrez. Dass zehntausende Zivilisten seitdem sterben mussten, wird nicht verschwiegen; jedoch weitgehend ausgeblendet.
Über den erwähnten Jungen gibt es einen Film: "Das kurze Leben des José Antonio Guiterrez". Im Dezember 2006 war er in die Kinos gekommen und fand kaum Resonanz und kaum Zuschauer. Hier in dieser Internetauftritt gab es damals einen Hinweis auf diesen Film. Er ist wie auch die jüngste Film-Empfehlung "Machtlos" ausgesprochen sehenswert, weil er den Krieg als das zeigt, was er ist: als Sieg der Apokalypse über die Vernunft. Sonntag, 23. März 2008
Beitrag gegen den Terror Geschrieben von Cujau
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18:40
Kommentare (0) Trackbacks (0) Beitrag gegen den Terror
Gibt es ein Recht auf Grundrechte? Man gerät darüber immer häufiger trefflich ins Streiten und fragt, wie Thilo Baum in seinem Blog, der gleich eine Lese-Empfehlung gibt. Das Stigma des Kampfes gegen den Terror schränkt das Denken darüber erheblich ein. Wie sehr der 11. September 2001 als moralisches Druckmittel gegen Grundrechte eingesetzt wurde und wird, zeigen die Gesetze seit diesem Tag. Wie absurd, das musste die deutsche Öffentlichkeit durch den Fall des Bremers Khaled al-Masri erfahren, der von der CIA entführt wurde und durch die deutschen Behörden wenig Unterstützung erfahren durfte.
Zuletzt scheiterte zwar die Politik mit ihrem Vorhaben zur Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht. Doch man verkauft das Urteil als Erfolg, weil hier sanktioniert wurde, dass - wenn auch unter so genannten strengen Auflagen - eine solche Speicherung im gebotenen Fall vonstatten gehen darf. Hier stellt sich dann die Frage, wer bestimmt, wann, was passieren darf. Die Richter jedenfalls nicht mehr. Und das muss beunruhigen. Ein Film aus den USA zeigt sehr anschaulich, wie Grundrechte umgangen werden können im Zuge des so genannten Kampfes gegen den Terror, um an Informationen zu gelangen. Illegale Methoden werden trotzdem angewandt; man umgeht sie außerhalb der Grenzen des Landes. Was wir seti Guantanamo wissen. Doch wussten wir, dass es seit der Clinton-Administration ein Gesetz in den USA gibt, das dem CIA erlaubt, verdächtige Personen außer Landes zu bringen und sie dort zu Aussagen zu nötigen, wo gegennenfalls Folter erlaubt sind? Der Film "Machtlos" (Originaltitel: Rendition) zeigt das. Und er zeigt, wie aktuell dieses Gesetz ist, das diverse Grundrechte mit Füßen tritt. Im November kam der Film in die deutschen Kinos, jetzt ist er bereits als DVD erschienen. Er beeindruckt durch seine parallelen Handlungsstränge genauso wie durch seine aufklärerische Kraft. Interessanterweise wurde der Streifen recht schnell von den Verleihern in die Nachtschiene versetzt und recht schnell auch abgesetzt - zu Unrecht. Auch in Berlin läuft der Streifen längst nicht mehr. Zur Handlung: Auf dem Heimweg von Südafrika nach Hause wird der aus Ägypten stammende Ingenieur-Chemiker Anwar El Ibrahimi gekidnappt und in das Gefängnis eines nordafrikanischen Staates verschleppt. Von seinem Mobiltelefon, dem einzigen Indiz für die illegale Aktion, soll ein Gespräch mit einem Terroristenführer stattgefunden haben, das zu einem Anschlag führte, bei dem ein CIA-Agent starb. Anwar landet in einem finsteren Loch statt bei seiner Familie im Washington. Im Gefängnis wird er von dessen Leiter Abasi Fawal in Anwesenheit des CIA-Analytikers Douglas Freeman verhört und brutal gefoltert. Abasi Fawal selbst hat Probleme mit seiner Tochter, die sich in einen jungen Islamisten verliebt, der später das Attentat verüben wird. Als Anwars schwangere Ehefrau Isabella - dargestellt von Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon - vom Verschwinden ihres Mannes erfährt, wendet sie sich an ihren Studienkollegen Alan Smith, der für einen Senator arbeitet, aber letztlich seinen Hals nicht riskiert, um das Unrecht aufzudecken, weil er nicht als Terroristenunterstützer dastehen will. Die Hauptspur für die Ehefrau führt zu Corinne Whitmann - gespielt von Meryl Streep - der Chefin der CIA-Anti-Terror-Einheit. Für menschliche Argumente zeigt sie sich taub und unzugänglich. Es gilt das Recht der höheren Macht. Bis das Matyrium unerwartet endet. Besondere Wucht erhält die DVD-Ausgabe durch ihre dokumentarische Begleitung. In diesem Kurzfilm "Geächtet" wird das Schicksal vieler Entführter, unter anderen eines Ägypters, dessen Schicksal die Vorlage zum Film darstellt, zur Sprache gebracht. Auch Al-Masris Fall wird thematisiert. Noch immer, sagt der erhellende Streifen, sei das Schicksal von gut 200 entführten Terrorverdächtigen nicht aufgeklärt. Und das unter dem Deckmantel von Demokratie und Rechtsstaat - eine beängstigende Grundrechteverletzung. "Machtlos" ist ein wertvoller Film und als wahrer Beitrag gegen den Terror bewertet werden. |
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