Der bezaubernde wie bedrückende Film erzählt die Geschichte und das ungeheuerliche Ende eines Hotels auf Pionte du Raz in der Bretagne. Es ist eine tragische Geschichte um das Haus und seine Chefin Marie le Coz. 47 Jahre lang leitete sie auf dem westlichsten Zipfel Frankreichs ihr Refugium - das "Hotel de Liroise". Das Werk "L'Hotel" in der Ästhetik des Film Noir von Macher
Mark Steffen Göweke lässt uns daran teilhaben. Zwölf Minuten. Ein besonderer Kurzfilm, uraufgeführt am 3. Mai 1997 in Potsdam und hernach auf zahlreichen Festivals gelaufen; zuletzt im Oktober 2010 in St. Petersburg.
L'Hôtel from Mark-Steffen Göwecke on Vimeo.
Zwölf Zimmer hatte die Herberge, alles einfach, alles liebevoll, Kaffee gab's ab 7 Uhr bei Madame Le Coz. Seit 1950. Bis im Februar 1997 die Bagger kamen und innerhalb von einer halben Stunde alles abgerissen haben. Der französische Staat, die Pariser Regierung wollte es so; sie wollte einen naturbelassenen Felsen am Pionte du Raz, ohne niedergetrampelte Heidekräuter - niedergetrampelt von den Bewohnern der zwölf Zimmer. Ein Abriss im Namen des Naturschutzes, so die Deklaration. Der Abriss einer jahrzehnte dauernden Lebensleistung. 47 Jahre in 30 Minuten.
Manche Gäste, so erzählt Madame in dem Streifen, kamen alle zwei Monate und blieben für eine Woche. Um die Heide niederzutrampeln? Eher um den Ausblick zu genießen. Regisseur Göwecke lässt die alte Dame reden; auf Deutsch, ihr Französisch, sagt sie in dem Film, sei nicht so gut. Madame wurde in dem Dorf vor der Felsenspitze von Pionte du Raz geboren; in Lescoff. Ein Dorf, das es nicht mal bis Wikipedia schaffte. Madame spricht bretonisch - eine Sprache mit hohem keltischen Einfluss und Einschlag; ganz unfranzösisch demnach.
Wurde deshalb ihr Hotel entsorgt? Es ist recht befremdlich anzusehen, dass ein Hotel verschwinden muss, das über 47 Jahre dort stand und dann einem Gesetz weichen muss. Also keinen Bestandsschutz hatte. Weil Madame keine Lobby hatte? Diese Frage bleibt ungeklärt. Fakt ist: In unserem Reiseführer aus dem
Michael Müller Verlag der Edition 2010 wird das Hotel noch in zauberhafter Idylle-Art abgebildet. Komisch, dass der Autor Markus X. Schmid vergaß zu erwähnen, dass der Bau gar nicht mehr auf dem Felsen steht. Weggepustet von der französischen Naturschutz-Bürokratie. "Idylle an der Pointe du Raz" ist das Foto zwischen den Seiten 408 und 409 des Reiseführers "Bretagne" dazu untertitelt. Über die Idylle ist allenthalben längst Gras gewachsen; seit 14 Jahren. Mehr haben wir jedenfalls nicht gefunden.
Göwecke hat eine bittere Geschichte erzählt; und dabei musste Madame Le Coz so viel lachen während der Aufnahmen, bei denen sie wusste, das Schicksal ihres Hotels ist besiegelt. Am Ende, im Februar 1997, wird sie bitterlich geweint haben. Nach dem Abriss lebte sie wieder in einem Haus in ihrem Geburtsdorf Lescoff.
Wo das ganze spielt? Genau hier:
und irgendwo nicht weit von hier am Point du Raz: